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Video
Dieses Stück haben wir für diesen Wettbewerb komponiert. Das Video wäre eigentlich viel länger und abwechslungsreicher aber da man nur 75MB zur Verfügung hat, wurde dieses sehr gekürzt. Original: https://www.youtube.com/watch?v=h_Ls1V8p55E
*) Rechtsklick zum Downloaden der Datei.
Aus Abflussröhren baute ich innerhalb von zwei Wochen ein PVC-Instrument, welches 33 Töne enthält. Gesamthaft verarbeitete ich 43.8015m Rohr zu einem von der BlueManGroup inspiriertem Instrument. Schlussendlich liess ich die Röhren hören.
Team:
Gianna Zamboni (PL), 3098 Köniz (BE)
Typ:
Maturaarbeit
Kategorie:
Audio/Video
Alterskategorie:
Seniors (17- bis 20-Jährige)
Awards:
Bronze Award
Community Award
Ausführliche Projektbeschreibung
Mir war schon zu Beginn klar, dass ich eine praktische Maturaarbeit verfassen möchte. Da ich Musik als Schwerpunktfach belege, war es naheliegend, die Arbeit mit Musik zu verbinden. Während meinem Austauschjahr an der Ostküste in Amerika hatte ich die Möglichkeit, eine Aufführung der Künstlergruppe „Blue Man Group“ zu besuchen. Bei diesem musikalischen Feuerwerk kam mir die Inspiration für meine Maturaarbeit. Die blau angemalten Jungs dieser Künstlergruppe spielten auf allerlei verschiedenen, aus mehrheitlich recyclebarem Material kreierten, Instrumenten. Eines davon war das PVC-Instrument, bestehend aus unzähligen Abflussrohren, befestigt an einem Holz- bzw. Eisengerüst. Der Klang dieses Instruments und vor allem auch die Freude, welche diese Aufführung beim Publikum auslöste, faszinierten mich sofort.
Ich habe mich nach diesem Ereignis über diese Gruppe, und speziell über dieses Instrument, informiert und bin dabei auf ,Snubby J‘, einen Jugendlichen aus Amerika, gestossen. ,Snubby J‘ veröffentlichte ein YouTube-Video, wo er genau dieses Instrument, welches er selber nachgebaut hat, spielte. Im Internet wird diese Art von Instrumenten aus PVC-Röhren, PVC-Instrument genannt. Weiter traf ich auf Blogposts auf dem Internet, wo ein Vater seinen Kindern die Freude machen wollte, und dieses Instrument mit einfachen Mittel nachbaut. Diese Geschichte über den Bau, welche er als Tagebuch auf Google veröffentlichte, nahm ich anschliessend als Bauanleitung. Da es ihm zu kompliziert wurde, brach er das Projekt nach fünf Tagen leider ab, worauf ich dann meine eigene Anleitung für das PVC-Instrument schrieb.
Informationen zu den verwendeten Technologien:
Als Hilfsmittel für mein Projekt benötigte ich verschiedene Werkzeuge wie verschieden grosse Bohrer, Hammer, Schleifmaschiene, Sägen und Schraubenzieher.
Meine Materialliste:
7 Stücke von 15cm langen Rohren
24 Stücke von 25cm langen Rohren
27 Stücke von 50cm langen Rohren
31 Stücke von 100cm langen Rohren
106 Verbindungswinkel
3 gelbe Bauplatten(170x50cm)
4 Holzbeine(70cm), aus dem Recycling eines alten Hobeltisches
2 Holzbretter(∼180x10cm), aus Recyclingmaterial für den Prototyp
16 kurze Schrauben für die Rollenbefestigung
8 lange Schrauben für die Befestigung der Holzbeine an der
Bauplatte
4 Rollen, ebenfalls secondhand
Für die Komposition benötigte ich das Computerprogram 'Sibelius First'.
Informationen zur Organisation der Teamarbeit
Das Projekt war eine Einzelarbeit. Für die Planung habe ich mir zu Beginn einen Zeitplan erstellt und zuerst die Materialen eingekauft. Die Werkzeuge hatten wir bereits bei uns im Haus, da mein Vater sowie meine Brüder handwerklich aktiv sind.
Für den Bau des Instruments benötigte ich zwei Wochen und anschliesslich wurde noch die Performance vorbereitet, welche auch ein Produkt über mehrere Monate aufweist.
Für die Planung sowie dessen Ausführung war ich alleine zuständig. Gebaut habe ich das Instrument zusammen mit meinem Vater und durch das ganze Projekt hinaus wurde ich von meinem Betreuer unterstützt.
Informationen zu den verwendeten Grafiken, Fotos, Sounds, Videos etc.
Alle Fotos und Grafiken wurden von mir selber mit einer Spiegelreflexkamera aufgenommen. Die Sounds sowie die Videos wurden ebenfalls selber produziert.
Tagebuch der Projektarbeit
Schritt 1 - die Vorbereitung
Nach dem Ausprobieren verschiedener Röhren in diversen Bauhäusern, entschied ich mich für die Röhren vom Hersteller namens ,Marley‘, da mir diese am stabilsten erschienen und mir zusätzlich von der Farbe her gut gefielen. Die Marley-Röhren haben den Durchmesser von 5cm. Die Öffnung ist an einem Ende etwas breiter als der Rest der Röhre, was das Befestigen an der Holzplatte sehr erleichtert.
Ich habe mich dafür entschieden, 2.5 Oktaven, das heisst der unterste Ton ist ein A bis zum f“, zu erstellen, da ich später 4+-händige Stücke darauf spielen möchte. Zusammengezählt mit den schwarzen Halbtönen sind dies 33 Töne, sprich 33 Röhren.
Schritt 2 - die Planung
Um die exakte Länge der Röhren auszurechnen, benötigt man eine bestimmte Formel, welche ich von Nate Trueâ‚ übernehmen konnte. Seine Formel sieht so aus:
Tube length = speed of sound/2 X Frequency + tube diameter/2
→ Länge der Röhre = Schallgeschwindigkeit/ 2XFrequenz + Durchmesser der Röhre/2
Die Schallgeschwindigkeit bei Raumtemperatur beträgt 343m/s
d.h zum Beispiel beim Ton a‘:
Frequenz: 220 Hz
Durchmesser der Röhre: 5cm
→ Eingesetzt in die Formel:
= 343/(2x220) + (0.05/2) = 0.805m = 80.5cm
Zusätzlich haben die praktischen Messungen am Prototypen gezeigt, dass das Einfügen eines Winkels den Ton nicht wesentlich verändert.
Da ich nun weiss, wie ich die Länge für jeden Ton herausfinden kann, erstelle ich eine Excel Tabelle, um die Daten festzuhalten.
Anstelle von normalen Einkäufen, wo man vielleicht vier Verbindungsteile braucht, benötigte ich zum Beispiel 106 Stücke, welche sie natürlich nicht auf Lager hatten. Dies bedeutet herumtelefonieren, neue Bauhäuser entdecken und nachbestellen. Schlussendlich hatte ich dann genügend Material um loszulegen.
Schritt 3 - der Bau | die Anleitung
Die Anordnung erfolgt nun auf dem provisorischen Gestell, welches aus zwei Holzbrettern besteht. Für die Anordnung der Röhren sehr geeignet ist die Klaviertastatur. Das heisst, auf der oberen Hälfte die „schwarzen“ Töne wie zum Beispiel gis, fis ect. und auf der unteren Hälfte die „weissen“ Töne wie C, D, E ect. Diese Anordnung erleichtert später das Einüben der Stücke. Da man noch nicht genau weiss, wie gross das Instrument schlussendlich ausfallen wird, nimmt man beliebige zwei lange, schmale Holzbretter, welche nicht zu schade sind, wenn sie schlussendlich nicht gebraucht werden können. Mit einem Bohrer, der einen Durchmesser von 5cm hat, werden in der oberen (schwarzen) Reihe 13 und in der unteren (weissen) Reihe, welche näher zum Rand ist, 20 Löcher ge-bohrt. Zwischen den 5cm grossen Löchern wird ein Abstand von 2cm gemessen, damit die Schläger nicht zwei Töne auf einmal anschlagen werden.
Tipp: Ein grösserer Abstand ist aber nicht sinnvoll, da das Instrument schon so sehr lang ausfällt.
Nun überlegt man sich, wie die untere Anordnung der einzelnen Rohre am besten erfolgt.
Die Oberkante des Gestells ist auf Hüfthöhe(70cm), das bedeutet, dass man die Röhren mit Winkeln versetzen muss, damit schlussendlich alle 33 Röhren unter einer Bauplatte verstaut werden können. Die Anordnung ist über Probieren herauszufinden. Da der längste Ton,hier 314,1cm, am meisten Platz in Anspruch nimmt, beginnt man mit diesem, und setzt der Anordnung entsprechend Winkel ein. Die Röhren werden nun öfters zusammengefügt und wieder auseinander gezogen, was durch das Einstreichen von einem Gel erleichtert werden kann.
Tipp: Es ist von Vorteil, wenn man nicht einfach darauf lossägt, da es nur zusätzliche Arbeit mit sich bringt und die Kosten um einiges steigert. Zusätzlich sollte man auch sparsam mit dem Material umgehen, da es ziemlich wertvoll ist.
Der oberste Teil der Röhre kann man in das 5cm breit gebohrte Loch einführen und es schaut automatisch noch einen 4cm Rand oben heraus. Angefangen mit den tiefsten und längsten Tönen, arbeitet man sich nach oben. Zusätzlich sägt man die Röhren immer 1-2cm länger, damit eine Reserve vorhanden ist,falls der Ton nicht exakt stimmt. Zusätzlich werden die Enden der Röhre immer mit einer Schleifmaschine angeschliffen und danach mit einem Schleifpapier verfeinert, dass es einerseits gut in die nächste Röhre passt und anderer-seits auch gut aussieht. Die Frequenz ist mit einem normalen Stimmgerät überprüfbar, welches vor die untere Öffnung zu halten ist, wenn auf die obere geschlagen wird. Am einfachsten ist es, als Schläger einen FlipFlop zu benutzen, da dieser einen guten Ton erzeugt.
Wenn das provisorische Gestell nun vollständig ist und die Tonhöhe bei jedem Rohr stimmt, kann die Anordnung nun auf das Definitive übertragen werden. Für das definitive Gestell werden die zwei gelben Bauplatten benötigt, welche mit den vier Holzbeinen an jeder Ecke verbunden werden. Mit einem Bohrer, der einen Durch-messer von 5cm hat, werden in der oberen Reihe wieder 13 und in der unteren Reihe wieder 20 Löcher gebohrt.
Auf die untere Bauplatte, welche auch den Boden des Instruments darstellt, werden an jeder Ecke zusätzlich je eine Rolle montiert, damit das fertige Instrument, welches sehr schwer sein wird, gerollt werden kann.
Nun werden die Röhren eins zu eins vom provisorischen in das definitive Gestell übertragen und das Endprodukt ist fertiggestellt.
Tipp: Die Röhren nicht anleimen oder festmachen, damit man die einzelnen Töne durch Verschieben der Zwischen-räume stimmen kann. Zudem ist es nützlich, Zwischen-platten aus Holz in die Mitte des Instruments zur Stabilisierung der Röhren sowie eine dünne Holzlatte zur Stabilisierung des Gestells einzuführen. Auch bei der Einfügung der Zwischenplatten ist es sinnvoll, mit einem Prototypen zu starten, da die Winkel der Rohre nicht exakt 90°,sondern 87° aufweisen(Abflussrohre). Für die Schläger übernehme ich die Anleitung von Snubby J:
¨As for the paddles, they are homemade! I based them off of the Blue Man Group's paddle design. They are made out of corrugated plastic, closed cell foam rubber, plastic rods, more foam and tape! The trick is to find a good foam (even flip flops work) so the pipes produce a nice, airy sound.¨
Kurz gesagt benutzt man also entweder den FlipFlop, welcher man zu Beginn zum Stimmen brauchte, oder man stellt einen Schläger selber her, indem man ein Stück Gummi mit Klebband an einem Holzstiel befestigt.
Tipp: Der Schläger sollte so stabil wie möglich sein, da viel Druck darauf ausgeführt und man ihn sehr oft verwenden wird.
Eigene Erfahrung
Da ich, wie in der Einleitung erwähnt, sehr viel selber herausfinden musste, war der ganze Prozess schwieriger als gedacht. Das Instrument sieht von aussen her sehr ,einfach‘ und pro-portional aus, aber es steckt sehr viel Arbeit dahinter.
Ich habe das Glück, dass mein Papa handwerklich begabt ist und dass wir viel Material sowie Maschinen bereits besassen. Das ganze Projekt dauerte ca. zwei Wochen, benötigte viel Geduld, Kopfzerbrechen und bereitete auch viel Freude. Es war sehr interessant, etwas so Neues, Unbekanntes zu errichten.
Ich hatte sehr grosse Erwartungen an mich selbst und an das Endprodukt, was die ganze Arbeit definitiv nicht erleichterte. Zum Beispiel wollte ich, anders als bei der Anleitung aus dem Internet sowie beim Instrument von Snubby J aus YouTube, dass jede einzelne Öffnung der Röhre nach vorne schaut. Es ist schlussendlich nicht nur einfacher, das Instrument musikalisch zu verstärken, sondern es sieht auch viel schöner aus. Die Farbe habe ich selber gewählt. Das Gelb hat mich sehr angezogen, da es wie auf einer Baustelle aussieht. Das ganze Instrument hat auch mit den PVC-Abflussrohren etwas von Bauarbeiten, was ich passend fand.
Alles in allem bin ich mit dem Endprodukt überglücklich. Es ist besser herausgekommen, als ich es erwartet habe. Mein PVC-Instrument sieht nicht nur umwerfend aus, sonder jeder einzelne Ton stimmt, jede Kante ist fein geschliffen und jedes Rohr mit Wasserwaage zurecht gerichtet.
Zusammengerechnet benötigte der Bau ca. 90 Stunden Arbeit.